19. November 2023

Flug nach Reykjavik

Vorgestern hatte ich Wolfgang nach der Arbeit in Köln abgeholt und wir sind gemeinsam in die Eifel gefahren. Den gestrigen Samstag haben wir gemütlich bei schlechtem Wetter zuerst mit dem Anschauen der Bilder unserer letzten Reise nach Kanada verbracht, bis gegen Mittag Kathy aus Köln kam. Am Abend kredenzte Petra uns einen köstlichen Sauerbraten mit Rotkohl und Klößen.

Um 5:30 klingelte dann heute Morgen der Wecker und wir machten uns früh auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Wolfgang hatte im Voraus einen Parkplatz in der Nähe des Terminals reserviert. Ursprünglich wollten wir mit der S-Bahn die restliche Strecke zum Terminal 2 bewältigen, allerdings sah der Zugang sehr nach Baustelle aus und am Treppenabgang wartete schon ein Taxifahrer, der uns sagte, dass die Bahn heute nicht fahren würde. Egal ob es stimmte - wir stiegen  ins Taxi ein und kamen so sehr bequem zur Abflughalle.

Beim Einchecken sind wir unter den Ersten und nachdem die extrem sorgfältige Sicherheitskontrolle hinter uns liegt, müssen wir feststellen, dass das kulinarische Angebot im Frankfurter Terminal 2 sehr beschränkt ist. Trotzdem fanden wir zwei freie Plätze und setzen uns zu einem freundlichen Herrn an den Tisch, der uns erzählte, er würde heute kurz nach Amsterdam und direkt wieder zurück fliegen, damit seine vielen bisher gesammelten Meilen nicht verfielen.

Beim Warten vor dem Flugsteig treffen wir schon einige Fluggäste, die offensichtlich die gleiche Reise wie wir gebucht hatten.

Der Flug nach Reykjavik verläuft sehr angenehm und wir landen sicher auf dem Flughafen in Keflavik. Hier im Süden Islands soll ein Vulkanausbruch bevorstehen, der sich in den letzten Tagen durch heftige Erdbeben angekündigt hatte. DieIsländer scheinen aber sehr entspannt, hier ist nichts davon zu spüren. 

Schnell haben wir unsere Vouchers für den Flughafenbus gegen gültige Tickets eingetauscht und sitzen ein paar Minuten später im Bus, der uns die restlichen 45 km nach Reykjavik bringt. Am dortigen Busbahnhof steigen wir dann noch einmal in einen Linienbus um, der uns in unser Hotel „Island“ bringt. Nach längerer Wartezeit wegen eines Problemgastes an der Rezeption sind wir dann eingecheckt und beziehen unser Zimmer. Das Hotel liegt leider etwas ausserhalb, so dass wir keine Zeit haben, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Zumal die Gehwege schon teilweise vom heutigen Regen recht eisig sind.  Statt dessen finden wir in der Nähe ein mexikanisches Restaurant, wo wir sehr lecker zu Abend essen. Ich freue mich sehr, dass wir anschliessend früh zu Bett gehen, der Tag war doch recht anstrengend.

20. November 2023

Reykjavik und der Westen

Am Morgen frühstücken wir im Hotel. Das Frühstücksbuffet ist sehr üppig, findet allerdings in einem Raum mit schwarzen Wänden, schwarzen Tischen und recht spärlicher Beleuchtung statt. Vielleicht soll das eine Einstimmung auf die dunkle Jahreszeit darstellen.

Nach dem wir uns ausreichend gestärkt haben, warten wir in der sich langsam mit anderen Gästen füllenden Lobby auf den Beginn unserer Rundreise. Als kaum noch Platz für alle wartenden Reisenden ist, erscheint endlich eine junge Dame, die eine Gästeliste verliest, die allerdings Wolfgangs und meinen Namen nicht enthält. Mit den aufgerufenen Reisenden wird ein kompletter Bus gefüllt bevor wir endlich auch an der Reihe sind. Wir haben offensichtlich mit unserem Reiseleiter Klaus einen guten Fang gemacht. Es sorgt ruhig dafür, das wir in einem zweiten sehr komfortablen Reisbus junsere Plätze finden. Für jeden gibt es einen Fensterplatz vor den großen Panoramafenstern. Zuerst bekommen wir eine Stadtrundfahrt, die ursprünglich für den letzten Tag unserer Rundreise geplant war. Klaus meint aber,  jetzt wäre der bessere Zeitpunkt.  So erreichen wir nach kurzer Fahrt die imposante neue Konzerthalle, die im Morgenlicht in schillernden Farben vor uns steht. Danach geht es zum Rathaus und zur alles überragenden Kirche, die wir auch von innen besichtigen können. Die nüchterne Innenarchitektur wird beherrscht von einer riesigen Orgel, die von der Firma Orgelbau Klais aus Bonn installiert wurde. Die Rückenlehnen der komfortablen Sitzbänke im Innenraum lassen sich leicht umlegen, so dass man wahlweise mit Blick auf den Altarraum oder mit Blick zur Orgel sitzen kann. Sehr praktisch!

Mittlerweile ist es relativ hell draussen und wir verlassen Reykjavik entlang der Westküste Richtung Norden.

Nach etwa 80 km in gemächlichem Tempo auf der gut ausgebauten Straße Nr.1 ist unser erster Stop an einer großen Tankstelle. Hier gibt es die Möglichkeit einen kleinen Imbiss einzunehmen. Die Hot Dogs sind sehr lecker. Diese Tankstelle ist so eine Art Drehkreuz für den Straßenverkehr auf der Insel. Viele Überlandbusse halten hier und ermöglichen den Umstieg zur Weiterfahrt in verschiedene Richtungen. Es geht nach einer knappen Stunde Aufenthalt weiter zu unserem nächsten Ziel, den Wasserfällen von HRAUNFOSSA. Auf dem Parkplatz erhalten wir jetzt Spikes für unter unsere Schuhe, da durch Blitzeis die Oberfläche des Parkplatzes und der Fußweg zu den Wasserfällen spiegelglatt sind. Hier fliesst auf einer Länge von 900 Metern das Wasser spektakulär aus der porösen Lava und sammelt sich in einem reissenden, teilweise türkis blauen Fluss.

Weiterfahrt zu einem religiösen Seminarzentrum REYKHOLT mit 1000 jähriger Tradition.

Bei den heissen Quellen von KRAUMA empfängt uns ein kräftiger Wind, aber unser Guide hat uns gut vorbereitet. wir halten einen respektvollen Abstand von dem heissen Dampf, der hier aus der Erde quillt.

Das Hotel LAUGARBAKKI, wo wir für diese Nacht einkehren befindet sich in einem ehemaligem Internat, ist aber schick und zweckmäßig umgebaut.

Vor dem Abendessen gönne ich mir genüsslich  ein Bier im HotTub. Wolfgang und ich sind die ersten im heissen Wasser. Aber nach und nach gesellen sich  andere Gäste zu uns in die insgesamt drei mit angenehm temperierten warmem Wasser gefüllten Pools. Hier lässt es sich mit Mütze auf dem Kopf gut aushalten bis zum Abendessen gerufen wird. Das Dreigangmenü aus Shrimpscocktail, Zweierlei vom Lamm und einem Stück Kuchen mit Sahne zum Dessert ist recht lecker.

Klugerweise hab ich mir vor dem Ende der Happy Hour ein Bier zum Dinner geholt, und kann umgerechnet dadurch ungefähr vier Euro sparen. Nach dem Abendessen falle ich müde von den vielfältigen Eindrücken des ersten Tages ins bequeme Bett, während draussen der Sturm heult. 

21. November 2023

Fahrt nach Akureyri

Nach dem Frühstück geht es um 9:15 mit unserem Bus Richtung Nordosten weiter auf der 1400 km langen Ringstraße. Der starke Wind peitscht die Regentropfen gegen die Scheiben und als es kurz nach 10:00 langsam hell wird, könne wir die grandiose Landschaft nur erahnen. 

Unser erste Stop ist wieder an einer Tankstelle zur Toilettenbenutzung und zum Eindecken mit Snacks zur Überbrückung der Zeit bis zur Ankunft in AKUREYRI.

 

Über einen mit etwas über 500 Metern für isländische Verhältnisse schon recht hohen Pass, der auf der Höhe schon links und rechts der Straße mit Schnee bedeckt ist, geht es jetzt wieder runter auf Meereshöhe zum EYJAFJORD. Bevor wir am frühen Nachmittag AKUREYRI erreichen werden, machen wir noch einen kurzen Abstecher zu KALDI, einer kleinen Brauerei, die im Jahre 2006 von Fischern und Bauern, die Ihre Existenz verloren hatten, in Eigeninitiative ohne Unterstützung von Banken gegründet wurde. Jetzt wird hier eine Vielzahl ausgezeichneter Bier gebraut, die zu den besten Bieren Islands gehören. Während die drei größten isländischen Brauerei zu den Konzernen Coca Cola, Pepsi und Tuborg gehören, ist dies kleine aber feine Brauerei immer noch im Besitz der Gründer. Ein freundlicher Mitarbeiter schenkt den Mitgliedern unserer Gruppe erstmal ein frisches Lagerbier aus und erläutert uns die Entstehungsgeschichte des Betriebes. Bei der zweiten Kostprobe mit einem sehr schmackhaften, malzigen, dunklen Bier erfahren wir, dass die Brauerei mit Unterstützung aus Tschechien aufgebaut wurde und auch heute noch die meisten Rohprodukte aus diesem Land bezieht. Einzigartig ist allerdings das hiesige Quellwasser, das so sauber ist, dass es hier noch mit einem kleinen Zusatz spezieller Mineralien angereichert werden muß, damit man es zum Bierbrauen verwenden kann. Anschliessend wird uns noch in einer benachbarten Halle die Abfüllanlage gezeigt. Hier wird gerade mit Zitronengeschmack angereichertes Mineralwasser in Dosen abgefüllt. Zum Schluss dürfen wir noch einen Schluck Weihnachtsbier probieren, bevor wir aus der doch recht lauten Halle wieder ins Freie entlassen werden. Hier stellen wir erfreut fest, dass die Wolken aufgerissen haben und auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords die Schnee bedeckten Hänge im Sonnenlicht leuchten. 

Während ein paar Mitreisende jeweils einen Sixpack Bier kaufen, erstehe ich für unwesentlich mehr Geld ein schickes T-Shirt mit dem Logo der Brauerei.

 

Bei unserer Ankunft in AKUREYRI ist es auch schon erstmal vorbei mit dem Sonnenschein. Wir parken in der Nähe des neu errichteten Konzerthauses und Bummel ein wenig durch die kurze Einkaufsstraße der Stadt. Da hier im Sommer auch so manches große Kreuzfahrtschiff ankommt und die Stadt auch über den zweitgrößten Flughafen Islands verfügt, ist hier alles auf Tourismus eingestellt. Zwischen diversen Cafés und Restaurants reiht sich ein Souvenir Laden an den anderen, nur unterbrochen durch einige Bekleidungsgeschäfte.

AKUREYRI versucht sich als „Stadt mit Herz“ zu vermarkten. Das geht sogar soweit, dass die rote Phase der Ampeln herzförmig leuchtet.

Auf der Fahrt zum auf der anderen Seite des Fjords liegenden Hotel machen wir noch einen kurzen Stop am WEIHNACHTSHAUS, dass das ganze Jahr über weihnachtlich geschmückt und beleuchtet ist. Hier ist eine sehr ansehnliche Verkaufsausstellung mit allem erdenklichen Weihnachtsschmuck zu besstaunen. Glücklicherweise sind meine Transportkapazitäten und mein Etat so beschränkt, dass ich schweren Herzens auf eine großzügigen Einkauf verzichte.

Gegen 17:45 erreichen wir unser Hotel, dass etwas einfacher gehalten ist, als die Hotels der beiden letzten Nächte, dafür aber für zwei Tage unsere Basisstation bildet. In unserem Zimmer sind die Steckdosen von den vorherigen Gästen so beschädigt, dass wir sie heute nicht nutzen können.

Es ist immer noch stark bewölkt und nach dem Abendessen gehen wir früh zu Bett.

Plötzlich klopft es an der Tür , Klaus macht seine Versprechung wahr, uns alle zu wecken, wenn Nordlichter zu sehen sind. Es wird eine spannende Nacht . Immer wieder reisst die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf den Sternenhimmel frei. Und tatsächlich erscheinen die von uns allen ersehnten Nordlichter, zuerst relativ schwach aber dann kurz vor Mitternacht richtig hell und im raschen Wechsel. Klaus sorgt mit  einem tragbaren Lautsprecher  für die passende musikalische Untermahlung. Alle sind begeistert und versuchen dieses magische Licht einzufangen.Sogar mit dem Handy kann man recht brauchbare Aufnahmen machen.

Ich bleibe bis um 1:30 draussen und bin immer wieder fasziniert von diesem unglaublichen Lichtschauspiel am Polarhimmel.

22. November 2023

GODAFOSS und MYVATN

In dieser aufregenden Nacht schlafen wir nur kurz und nach dem üppigen Frühstück fahren wir zunächst zum Godafoss - dem WASSERFALL DER GÖTTER. Der Wind bläst hier in so kräftigen Böen, dass es überhaupt keinen Sinn macht, mein Stativ aufzustellen, um mit längeren Belichtungszeiten die gewaltigen Wassermassen abzulichten, die hier in einer Breite von 30 Metern in die ca. 12 Meter tiefe Schlucht stürzen. So muss ich das Wasser halt mit kurzen Zeiten „einfrieren“. Der Fußweg zu den verschiedenen Aussichtspunkten ist mit einer festen Eisschicht bedeckt, aber dank unsere Schuhspikes macht uns das überhaupt nichts aus. Unser Guide Klaus weist uns auf ein paar Schneehühner hin, die unter einem Felsvorsprung Schutz vor dem eisigen Wind gesucht haben. Vor dem dunklen Felshintergrund sind die normalerweise in der verschneiten Landschaft perfekt getarnten Tiere jetzt sehr gut erkennbar. Kurz vor unserer Abfahrt beginnt leichter Schneefall.

 

Kurze Zeit später klettert dann aber auch die Sonne über den Horizont und als wir den MYVATN-See erreichen, werden wir von goldenem Sonnenlicht begrüßt. Im Hochsommer ist es hier vor lauter dichten Mückenschwärmen nicht ohne Schutzkleidung auszuhalten. Heute werden wir am neu eröffneten aber noch nicht ganz fertigen Besucherzentrum von dem freundlichen Ranger Siggi empfangen, der uns die Besonderheiten dieses Sees erklärt. Bei einer kurzen Wanderung über die „Pseudokrater“ erklärt uns Klaus,( das diese Krater durch die Wechselwirkung von heisser Lava und dem Wasser des MYVATN Sees durch Dampfexplosionen entstanden sind).

Klaus hat mich dankenswerterweise korrigiert, nachdem er das gelesen hat:

 "Bei den Pseudokrater am Myvatn handelt es sich wie du geschrieben hast um Dampfexplosionskrater, entstanden vor ca. 2300 Jahren. Lava ist über mooriges Gebiet geflossen. Der See an sich entstand erst im Anschluss".

Eine ganz ähnliche Entstehungsgeschichte haben die als nächstes auf unserem Programm stehenden DIMMUBORGIR-Felsformationen, die auch durch das Zusammenspiel von flüssiger Lava und verdampfenden Wasser zustande gekommen sind. Wir machen einen kurzen Spaziergang durch die bizarre Landschaft, die mit Ihren schroffen Felsen oft an versteinerte Trolle erinnert. Nach einer isländischen Sage leben hier die 13 Yule Lads, kleine Trolle, die besonders in der Vorweihnachtszeit aktiv werden und dann ihren anschaulichen Namen, wie „Löffelschlecker“, „Topfauskratzer“, „Tür-zu-Schäger“, "Fenster-rein-Gucker“, “Fleischhaken“ oder „Würstchen-Schwinger“ gerecht werden und im vorweihnachtlichen isländischen Haushalt ihren Schabernack treiben. Jeder von Ihnen hat eine besondere Eigenschaft , während Ihre Mutter Gryla als besonders grausame Köchin, die mit Vorliebe kleine Kinder in Kochtöpfe steckt, bekannt ist. Der Vater Leppaludi dagegen hat überhaupt keine besonderen Eigenschaften und ist einfach nur gemütlich. Gestern ist uns diese Familie schon in diversen Darstellungen im WEIHNACHTSHAUS begegnet.

Ich gönne mir hier im Souvenir-Shop ein T-Shirt, dass mich an diesen magischen Ort erinnern wird.

 

Unser nächstes Ziel ist das HVERIR-Geothermalgebiet, dass wir über den Bergrücken NAMAFJALL erreichen. Hier ist die Landschaft unwirklich gelb, mit roten und blaugrauen Farbtupfern übersät , aus denen bis zu 800 Grad heisse Dampfwolken aufsteigen. An allen Ecken und Enden dampft und blubbert es. Es riecht sehr streng nach faulen Eiern. Hier wurde früher auch industriell Schwefel zur Herstellung von Schießpulver abgebaut. Heute ist die wirtschaftliche Nutzung auf einen kostenpflichtigen Parkplatz beschränkt, der über einen fortschrittlichen Parkscheinautomaten verfügt. Die Mitreisenden, die sich in der Nähe der Dampfaustritte aufgehalten haben, werden wohl noch recht lange Freude an ihren „duftenden“Klamotten haben.

 

Aber jetzt freuen wir uns auf ein heisses Bad in JARDBÖDIN, der „Blauen Lagune des Nordens“.

Nachdem ich mich mit lokalen Spezialitäten (eine im mit Schafdung beheizten Erdofen gebackenen Scheibe Roggenbrot, belegt mit geräucherter Lachs-Forelle und einem mit Salz-Karamel verfeinertem Kyr)  Anmerkung von Klaus: "Im Bad hast du u.a  Skyr gegessen, bei dir fehlt da ein S ;-)" gestärkt habe, geniesse ich ein herrliches warmes Bad in der Lagune.

Nach einer Stunde steige ich mit schrumpeligen Händen, aber sehr entspannt aus dem Bad.

Im Hotel erwartet uns ein tolles Buffet mit Lachs in den verschiedensten Variationen und anderen Köstlichkeiten. Allerdings ist der Himmel so bewölkt, dass keine Polarlichter mehr zu sehen sind. Wir vertreiben uns den Abend in geselliger Runde mit Rummikub und fetziger Musik.

23. November 2023

Westwärts nach BORGANES

Als ich am Morgen den letzten Drink von gestern Abend beim Hotel-Manager bezahlen will, entschuldigt er sich für die kaputten aber jetzt schon reparierten Steckdosen und die lose an der Wand hängende Garderobe ( jetzt auch repariert!) und spendiert mir den Drink. Da wir von unserem Guide gestern erfahren haben , dass es auf Island unüblich ist, Trinkgelder zu geben und man sein Gegenüber damit eher in Verlegenheit bringt, bedanke ich mich nochmals und gehe vor die Tür, um im Morgengrauen ein Paar Fotos vom Hotel zu machen. In der letzten Nacht hatte es etwas geschneit und jetzt ist alles wie mit Puderzucker bedeckt.

 

Kurz nach unserer Abfahrt im angenehm temperierten Bus -unser Fahrer Maggi steht immer vor uns auf und sorgt dafür, dass wir in einen geheizten Bus steigen können- stoppen wir kurz an einem Aussichtspunkt, von dem wir eine tolle Aussicht auf  die gegenüber auf der anderen Seite des Fjords liegende Stadt AKUREYRI haben.

 

Erster Toilettenbenutzungsstop an einer weiteren Tankstelle. Hier in Island heisst es , wenn Du eine Toilette siehst, dann nutze sie. Die nächste Möglichkeit könnte sehr weit entfernt sein!

 

Weiter geht es durch verschneites Gebirge, dass mit seinen bizarren Felsformationen aus Lava von den Formen her stark an die Dolomiten erinnert.  

 

Im Freilichtmuseum GLAUMBAER besichtigen wir eine kleine Siedlung aus Häusern, die mit Wänden aus Torf gebaut wurden. Hier bekommen wir einen Einblick in die Lebensweise der Isländer im 18. und 19. Jahrhundert. Während die Wirtschaftsräume sehr karg und sparsam mit rohen Wänden aus Torf gebaut wurden, sind die Wohn- und Schlafräume mit Holz verkleidet und verhältnismäßig gemütlich. 

 

Mitten in der atemberaubend schönen Winterlandschaft stoppen wir an einem ehemaligen Richtplatz, an dem vor langer Zeit zwei brutalen Mördern nicht weniger brutal die Köpfe abgeschlagen wurden. Heute findet sich hier eine auch eine vollautomatische Toilette und frischer Schnee für eine zünftige Schneeballschlacht.

An einer Tankstelle im the Middle of Nowhere gönnt sich Klaus ein Eis am Stiel in der eisigen Kälte.

In der Dämmerung erreichen wir die letzte Attraktion unserer heutigen Tour: Grábrók

Während am Horizont der Vollmond aufgeht, klettern wir über 500 Stufen auf einem neu angelegten  Treppenpfad zum  Rand des Kraters und geniessen die Aussicht auf die verschneite Landschaft. Dank der Spikes unter unseren Schuhen gelingt auch der Abstieg wieder unfallfrei.

 

Am späten Nachmittag erreichen wir dann unser Hotel HAMAR in Borganes. Es liegt direkt an einem Golfplatz und unsere Reisegruppe ist diesmal nicht unter sich, wie bei den letzten Aufenthalten. Hier gibt es ein internationales Publikum. Als ich mich draussen in einem der dampfenden Hot Pools zum entspannenden Heisswasserbad niederlasse, sitzt da schon ein Vater aus Frankreich mit seinem Sohn, der gerade heute in Island angekommen ist. Nach dem nicht ganz heissen Bad stapfe ich durch den gefrorenen Schnee zur Sauna, um mich etwas mehr aufzuwärmen. Nach einem anregenden Gespräch mit einem jungen Mitreisenden aus Nieder-Bayern, der sich mit seiner Frau diese Reise als Hochzeitsreise gegönnt hat, laufe ich barfuß zurück zum Hotel und habe den ganzen Abend über feuerrote Fußsohlen von den spitzen Schneekristallen.

Das leckere EINSTÖCK-Bier (passend zum T-Shirt, dass ich 2019 bei meinem ersten Kurzbesuch auf Island gekauft hatte) lässt mich dann aber schnell die brennenden Fußsohlen vergessen.

24. November 2023

Golden Circle

Von BORGARNES geht es unter dem Fjord durch den Tunnel, der kurz nach Fertigstellung  vom ADAC  als einer der unsichersten Tunnel Europas bewerte wurde, an REYKJAVIK vorbei zum Nationalpark THINGVELLIR. Hier stoßen die Schollen der amerikanischen und der eurasischen Kontinentalplatten aneinander und bilden eine eindrucksvolle Schlucht, durch die wir gemütlich hindurch wandern können. Nebenbei ist hier auch der über 1000 Jahre alte Versammlungsplatz zu finden, auf dem sich früher die Stammesfürsten aus ganz Island jedes Jahr getroffen haben um politische und juristische Entscheidungen zu treffen.

Wir haben das Glück, diese grandiose Landschaft von einer dünnen Schneedecke bedeckt zu erleben. 

 

Nach einem kurzen Zwischenstop zum Fotografieren des Nationalparks von einer anderen Seite geht es weiter zum den GEYSIR-Center.

 

 

An diesem wahren Hotspot des Islandtourismus ist es für unseren Busfahrer auch zu dieser eher ruhigen Jahreszeit nicht einfach, einen Parkplatz zwischen den unzähligen Reisebussen zu finden. Ein kurzer Fußweg führt uns zu dem regelmäßig alle 8 Minuten bis zu einer Höhe von 10 Metern aus dem Boden schiessenden STROKKUR. In aller Ruhe kann ich dieses Schauspiel von allen Seiten aus fotografieren und filmen. Der benachbarte GEYSIR, den ich 2019 noch in Aktion erleben durfte, ist zur Zeit in Ruhe und spuckt nur noch ganz selten seine Dampffontäne in die Höhe. Während Klaus eine Whatsappgruppe aller interessiertetn Mitglieder unserer Reisegruppe in seinem Smartphone einträgt, warten die Zuschauer gespannt auf die nächste Entladung des STROKKUR.

Im GEYSIR-CENTER wird in einem riesigen Laden jedes nur erdenkliche Andenken vom Fingerhut, über Wolldecken bis zum Pelzmantel angeboten. Ich erwerbe allerdings nur zwei um 80% reduzierte Handtücher als Erinnerung.

 

Weiter geht die Fahrt zum GULLFOSS, dem goldenen Wasserfall. Als wir aus dem Bus steigen, können wir in der Ferne die weiße Fläche des größten Gletschers auf Island erkennen, dem VATNAJÖKULL. Auch hier hat der Klaus mich korrigiern müssen: "Vom Gullfoss sieht man den Langjökull, den mit knapp 1000 km2 zweitgrößten Gletscher Islands. Der Vatnajökull (7900km2) ist von dort nicht zu sehen."

Nochmals vielen Dank an Klaus, der uns so viel von seiner Island-Faszination mitggegeben hat und sich auch noch nach unserer Reise darum gekümmert hat, dass wir mit den richtigen Infos über Island versorgt werden!

Um diese Jahreszeit ist es nicht mehr möglich, Island auf der Hauptstraße Nr.1 zu umrunden, da diese im Osten im Winter gesperrt ist, wo dieser riesige Gletscher liegt. 

Relativ schnell flüchten wir vor der auch hier immer größer werdenden Touristenwelle aus aller Herren Länder.

 

Den letzten Höhepunkt dieser GOLDEN-CIRCLE-Route Bilder der GULLFOSS- der Goldene Wasserfall. Hier stürzen gewaltige Wassermassen über zwei Kaskaden insgesamt 32 Meter in die Tiefe. Beinahe wäre dieses imposante Naturschauspiel in den 1920er Jahren von einem englischen Unternehmen durch den Bau eines Staudammes für ein Wasserkraftwerk vernichtet worden. Allerdings hatte sich die Tochter eines Landwirtes mit aller Kraft, Protesten und einem Gerichtsverfahren  diesem Projekt entgegengestellt und so erfolgreich für den Erhalt dieses grandiosen Naturdenkmals gesorgt. Wir können uns kaum von diesem Anblick und der Geräuschkulisse trennen, müssen aber wieder zurück zum Bus. Allerdings nicht ohne ein T-Shirt zu erwerben, das mir von mehreren Mitreisenden empfohlen wurde. Ja man hat mittlerweile meine Schwächen erkannt!

 

Mitten auf dem Land machen wir einen Zwischenstop. Hier hat ein geschäftstüchtiger Bauer einen Futterautomaten an eine Pferdeweide gestellt und wir haben die Gelegenheit, eins von zwei Islandpferden zu füttern und zu streicheln. Die Tier sind so scharf auf das Futter, dass sie sich wirklich nur streicheln lassen, wenn man ihnen vorher etwas Futter gibt.

 

Es ist schon dunkel als wir in REYKHOLT ankommen. Hier ist in den letzten Jahren eine riesige Anlage mit vielen Gewächshäusern entstanden, in denen dank cleverer Nutzung der Erdwärme täglich über 2 Tonnen Tomaten geerntet werden können. In einem interessanten Vortrag  erfahren wir viel über den isländischen Tomatenanbau, unter anderm auch, dass die Blüten der Tomatenpflanzen durch aus den Niederlanden importierten Hummeln bestäubt werden.

Mit einer schmackhaften heissen Tomatensuppe kann ich meinen Hunger stillen, denn heute gab es zwar viel zu sehen, aber ich hatte keine Zeit fürs Mittagessen.

 

Im Hotel ORK bin ich froh, schon vorher etwas gegessen zu haben, denn das Abendessen wurde doch recht lieblos serviert. Vielleicht liegt es daran, das das Hotel heute komplett ausgebucht ist. Es ist Freitag Abend und mehrere Firmen haben diese Location wohl für Ihre Weihnachtsfeier gebucht. Aus den Tagungsräumen schallt laute Musik und dank heftigen Alkoholkonsums scheint die Stimmung der Isländer sehr ausgelassen zu sein.

Ich decke mich im nahegelegenen Supermarkt noch mit Lakritz-Schokolade (köstlich!) in verschiedenen Varianten ein und im Anschluss ans Abendessen findet sich noch eine kleine Gruppe Mitreisender inklusive Guide Klaus in einer benachbarten Bar ein, um in den anstehenden Geburtstag von Alexandra aus der Schweiz hinein zu feiern.

25. November 2023

Südküste

Tankstelle und Spirituosenhandlung liegen hier oft dicht beieinander

Am nächsten Morgen sind fast alle fit, bis auf ein nettes Ehepaar aus München, die vorzeitig nach REYKJAVIK zurückreisen, da die Frau von einer heftigen Erkältung heimgesucht wurde.

Unser Bus bringt uns weiter in Richtung Südküste, wo wir zuerst den SCHWARZEN LAVA-STRAND besuchen. Klaus warnt uns eindrücklich vor der Brandung, da schon viele Unfälle von der tückischen Strömung verursacht wurden. Wir sollten die heranrollenden Wellen nicht aus dem Auge lassen, da es ganz plötzlich zu unerwartet hohen Wellen kommen kann, die schon den ein oder anderen Touristen hinaus aufs Meer gezogen haben. Ich bin so fasziniert von diesem Platz, dass ich heute tatsächlich als letzter zurück beim Bus ankomme.

 

Wir fahren weiter nach VIK. Hier gibt es ein neu entstandene Geschäft der isländischen Outdoor Bekleidungsmarke Icewear mit Restaurant und Toiletten, wo wir unsere Mittagspause verbringen könnten. Ich ziehe es vor zum auch hier von schwarzer Lava bedeckten Strand zu gehen und den Ausblick zu geniessen. 

Anschliessend fahren wir noch kurz zur etwas höher gelegenen örtlichen Kirche und haben einen tollen Blick auf die Felsformationen vor der Küste.

Auf dem Rückweg nach REYKJAVIK kommen wir an verschiedenen Wasserfällen vorbei.

 

Erster Stop: SKOGARFOSS

Klaus hat uns auf der Hinfahrt davon abgeraten, die 150 Stufen zur Aussichtsplattform zu nehmen, da man von oben keinen besonders guten Blick auf den Wasserfall habe. Statt dessen sollten wir leere Flaschen zum Auffüllen mit dem glasklaren Gletscherwasser mitnehmen.

 

Kleiner Zwischenhalt beim EYJAFJALLAJÖKUL Cafe. Hier stärke ich mich mit heissem Kakao mit Sahne und Marshmallows sowie hausgebackenem Kuchen nach Omas Rezept. Vor dem Café gibt es einige Hinweistafeln zum Vulkanausbruch von 2011. Unser Busfahrer Maggi erzählt uns von seinen persönlichen Erlebnissen bei diesem Vulkanausbruch. Er erzählte von Schafen, die durch die winzigen Glassplitter in der Vulkanaschenwolke erblindeten. Besonders beeindruckt hatte ihn, dass im nächsten Frühjahr auf den mit Vulkanasche bedeckten Feldern das Getreide besonders gut gedieh.

 

Zweiter Stop: SELJALANDSFOSS

Hier ist wasserdichte Kleidung angesagt! Unter einem Felsvorsprung HINTER dem 60 Meter hohen Wasserfall macht Klaus ein sehr eindrucksvollse Foto mit dem Smartphone von mir. Ich bin total begeistert, allerdings auch ganz schön nass!

Bevor die Sonne untergeht, gehen wir noch eine halben Kilometer zu unserem dritten Wasserfall am heutigen Tag: GLJUFRABUL, der „verborgene Wasserfall“

 

Man muss sich durch eine schmale Felsspalte über wacklige Steine in einem Flussbett zwingen, bevor man vor diesem eindrucksvollen Wasserfall steht, der quasi durch ein großes Loch über mir in die Tiefe stürzt. Auch hier werde ich und meine Kamera noch einmal  richtig nass, zumal der Zugang so schmal ist, dass man lange warten muss, bis man einer nach dem anderen wieder ins Freie kommen kann.

Ein ganz toller, abenteuerlicher Abschluss für einen Tag voller einzigartiger Naturerlebnisse.

Auf der Rückfahrt zum Hotel in REYKJAVIK lässt Klaus nochmal in allen Einzelheiten die vergangene Woche Revue passieren. Er lässt kein einziges Detail aus und scheint auch wirklich viel Spaß mit unserer Gruppe gehabt zu haben. Die beiden Umschläge, die unser Fahrer Maggi und unser Guide Klaus am Ende der über 1700 km langen Tour mit dem von allen eingesammelten Trinkgeld erhalten, sind nur eine kleine Anerkennung für deren wirklich tolle Arbeit und hätten meiner Meinung nach auch etwas reichlicher gefüllt sein können.

Abends im Hotel verstauen Wolfgang und ich unser Gepäck im Zimmer und suchen nocheinmal das mexikanische Restaurant , dass wir schon eine Woche vorher besucht hatten auf, während die Mehrzahl der Mitreisenden es vorzieht, im hoteleigenen Restaurant zu speisen. Nach dem Abendessen setzen wir uns noch in einer kleinen Runde zusammen, zu der sich auch Klaus gesellt, der zuvor kurz nach Hause gefahren war, aber offensichtlich gerne den restlichen Abend noch mit uns gemeinsam verbringt.

26. November 2023

Abflug nach Frankfurt

3:00(!)UHR Wecker.

An der Rezeption stehen gut gefüllte Lunchpakete für uns bereit. Um 4:00 Abfahrt im Flybus gemeinsam mit einer anderen Gruppe. Der Bus ist bis auf den eeltzten Platz gefüllt und der Fahrer gibt nach 20 Minuten die mühsame Kontrolle der Gästeliste auf und sammelt nur noch die Vouchers ein, so kommen wir doch noch pünktlich am Flughafen an.

Am Airport Keflavik läuft das automatisierte Einchecken problemlos ab. Allerdings vergesse ich nach der extrem sorgfältigen Sicherheitskontrolle fast, meinen Computer  wieder einzupacken. Im Duty-Free Shop von 66NORTH gab es eine schicke gelbe Regenjacke gesehen -ideal zum Radfahren bei schlechtem Wetter, aber selbst im Sale mit Rabatt und Tax-Free immer noch mit über 300,-€ zu teuer.

Pünktlicher Abflug um 7:25 mit Icelandair nach Frankfurt. Während des Fluges erfahre ich, dass diese Airline ideal für Transatlantikreisen ist, da bis zu 7 Tage Stopover  in Island beim Flug von oder nach Nordamerika möglich sind.

 

Wir fliegen in die aufgehende Sonne und der Blick über die Tragfläche ist wunderbar.

Nach der Ankunft in Frankfurt versuchen wir vergeblich, mit der S-Bahn zum Parkhaus zu gelangen, da der Zugang zur S-Bahnstation kaum auffindbar ist und dann auch noch zwei Züge hintereinander in der vermuteten Fahrtrichtung ausfallen.

Ein Taxi bringt uns dann aber sehr bequem bis zum Parkhaus.

Auf der Heimfahrt soll ich Wolfgang am Bahnhof in Mühlheim-Kärlich  absetzen, den wir dann auch nach längerem Suchen im Nachbarort gefunden haben.

Am Nachmittag komme ich müde aber froh zu Hause in der Eifel an.