Prima, nochmal ein entspannter Seetag um mich zu erholen.
Die Einfahrt in den Hafen von Boston ist spannend, da auf dem Weg zu unserem Anlegeplatz die Anflugschneise des Flughafens gequert wird. Während wir in den Hafen einlaufen wird daher der Flugverkehr kurzzeitig eingestellt, um nach unserer Passage um so vehementer wieder aufgenommen zu werden. Die Jets starten jetzt wieder im Minutentakt.
Vor uns liegt jetzt noch ein richtig hässliches Schiff, bei dem jeder Zentimeter für noch mehr Kabinen oder für zweifelhafte Vegnügungseinrichtungen genutzt wird.
Da wir uns wieder auf US-amerikanischem Boden befinden, steht zunächst die Überprüfung unserer Identitäten durch die amerikanische Einwanderungsbehörde auf dem Programm. Diese findet allerdings heute hier an Bord statt. Zuerst werden die Passagiere abgefertigt, die einen Landausflug über Cunard gebucht haben, dann die Leute, die ohne festes Programm an Land gehen wollen (dazu gehört auch heute wieder meine Petra) und zum Schluß die Menschen, die es vorziehen, aus individuellen Gründen an Bord zu bleiben (ja , auch die müssen durch die Kontrolle!). Ich gehöre zur letztgenannten Gruppe und bin erstaunt, dass die ganze Prozedur für fast 2500 Passagiere in knapp zwei Stunden erledigt ist, auch wenn sich einige Herrschaften wohl erst nach mehrmaliger Aufforderung über die Bordlautsprecher zur Kontrolle begeben haben.
Mein Mittagessen nehme ich alleine im LIONS CLUB ein. Hier werden zum Lunch immer typische englische Pub-Gerichte serviert. Mein Chicken Massala schmeckt köstlich! Ich freue mich schon auf die nächste Mittagszeit mit Fish´n´Chips.
Am späten Nachmittag ist Petra auch wieder zurück. Sie ist ganz schön erschöpft von ihrem 8 km langen Spaziergang durch Boston und hat eine Menge schöner Bilder mitgebracht.
So entstehen keine fotografischen Lücken im Reisebericht! Sie hat mich vitamintechnisch mehr als ausreichend versorgt und hat auch Medikamente, für die sie zuhause ein Vielfaches ausgeben müsste, hier auf Vorrat eingekauft. Auch ein geschmackvolles T-Shirt aus Boston durfte nicht fehlen. Ich bin mit Ihrer Ausbaute sehr zufrieden.
Nachdem die Sonne über Boston untergegangen ist, nimmt die QM2 Kurs auf NYC.
Petra hat mir für den heutigen Tag strikte Bettruhe verordnet. Sie hat die heute von Kapitän Hashmi signierte Seekarte abgeholt, die wir zuvor in Quebec erworben hatten. Sie überbringt zu meiner freudigen Überraschung eine persönliche Einladung vom Kapitän zu einem gemeinsamen Nachmittagskaffee. Im Laufe der restlichen Reise hoffe ich wieder so fit zu sein, dass dieses Treffen möglich wird. Bis dahin vertreibe ich mir die Zeit mit Lesen. („High Tea On The Cunard Queens“ und „Tales From Great Passanger Ships“, jeweils von Paul Curtis, der lange Jahre auf verschiedenen Passagierschiffen als Fotograf und Unterhaltungsoffizier tätig war und mit brillantem englischen Humor viele Einblicke in die Historie der Passagierschifffahrt ermöglicht)
Wenn ich mal keine Lust zu lesen habe, bietet das bordeigene Fernsehen manchmal auch spannende Sport Übertragungen. Heute wird ein Spiel der NHL zwischen Tampa Bay und Nashville übertragen, dass bis zur letzen Minute mit abwechselnder Führung beider Teams für meine Unterhaltung sorgt.
Petra geniesst den heutigen Gala-Abend ohne mich mit Ina, Haike und Ragna.
Der Sommelier scheint wohl ganz um mich besorgt, weil ich schon wieder nicht zum Abendessen erscheine. Da die Damen an den letzten Abenden nur Wasser getrunken haben, gibt Petra heute Abend eine Flasche Whispering Angel aus, was sowohl die Damen als auch den Sommelier erfreut.
Wir werden bei regnerischem Wetter von einem nicht besonders gut improvisierenden Dudelsackspieler hier in NOVA SCOTIA begrüßt. Mir geht es wieder so gut, dass ich mich heute um die Wäsche kümmern kann, während Petra mit Ina und Haike einen Landgang unternehmen.
Petra hat mir zumindest für den Vormittag Kabinenarrest erteilt.
So komme ich wenigstens dazu, meinen Reisebericht zu aktualisieren.
Nach dem Lunch vom Zimmerservice ziehe ich es vor, an Bord zu bleiben. Ich sage nur: Ab 37 Grad wird aufgerundet!
Petra bringt daher heute ein paar schöne Bilder mit.
Nachmittags darf ich dann gemeinsam mit Petra das Schiff kurz verlassen. Petra hat ein Wollgeschäft entdeckt, in dem sie sich mit Wolle in den Farben des Indian Summers für eine Strickjacke für mich eindeckt. Ich erstehe einen langen Regenmantel für regnerisches Eifelwetter und kann bei einer Schmiedewerkstatt nicht an einem handgeschmiedeten Steak-Wende-Eisen vorbei gehen.
Wie befürchtet muss ich dieses Teil aber bei der Sicherheitskontrolle auf der QM2 abgeben und darf es erst beim Verlassen des Schiffes in Hamburg wieder in Empfang nehmen.
Am Abend schleiche ich mich dann doch noch einmal an Deck, um die Ausfahrt zu dokumentieren.
Ich verbringe den ganzen Tag im Bett und versuche, die Erkältung mit Ingwer-Zitronen Tee und viel Wasser durch intensives Schwitzen los zu werden, nachdem ich letzte Nacht kaum schlafen konnte und fürchterlich gelitten habe, Männer-Grippe ist schrecklich!
So schrecklich, dass ich vom nächtlichen Sturm mit Windstärke 10 so gut wie nichts mitbekommen habe.
Petra geht’s wieder etwas besser, obwohl sie immer noch durch Ihre Erkältung stark beeinträchtigt ist. Wir fahren gemeinsam zur Rückgabe des Leihwagens und bummeln am Morgen durch die langsam erwachende Innenstadt, nicht ohne ein paar kleinere Einkäufe zu erledigen.
Wir unternehmen noch einen Versuch im FAIRMONT HOTEL Kaffee zu trinken kommen dort allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt an, als die Frühstückszeit gerade beendet und die Mittagsöffnung noch eine Stunde auf sich warten lässt.
Auf der Promenade vor dem Hotel treffen wir dann auf Haike und Ina. Mit dem Schrägaufzug geht es dann runter in die Unterstadt, wo wir ein gemütliches Lokal mit Aussenterrasse finden. Hier probieren die Damen um kurz vor 11:00 Uhr (!) ein Glas kanadischen Weisswein und ich eine Cider-Blaubeer Mischung.
In einer Werkstatt für Seidenmalerei erst Petra ein schönes Halstuch mit Ahorn Blatt Motiv in leuchtenden Herbstfarben und beschliesst zuhause wieder mit der Seidenmalerei anzufangen.
Wir wollen heute Mittag die heimische Küche ausprobieren und finden einen Platz auf der Terrasse von LAPIN SAUTÈ, wo wir eigentlich schon am letzten Abend essen wollten.
Wir sitzen in einer ruhigen Ecke und können die vorbeiziehenden Touristenströme beobachten, während wir aufs Essen warten.
Gut gesättigt und vom morgendlichen Bummel erschöpft, bin ich wieder froh auf dem Schiff zu sein. Zumal mich auch jetzt die Erkältung erwischt hat.
Den Sailaway von Quebec erleb ich dann auch nur noch vom Balkon und bleibe in der selbstgewählten Quarantäne.
Nachdem Frühstück ziehe ich schnell los, um das gestern reservierte Auto abzuholen, Allerdings nicht ohne vorher in einer Apotheke eine Packung Halstabletten für Petra zu besorgen. Ihre Erkältung ist über Nacht noch heftiger geworden, aber sie will sich die Fahrt in die bunten Herbstwälder nicht entgehen lassen.
Ich hole Petra, Ina und Haike mit einer dunkelblauen Hjunday Limousine vom Schiff ab. Unser Tagesausflug führt uns zunächst zu einem Fachhandel für See- und Landkarten etwas ausserhalb von Quebec. Dort finden wir eine historische Seekarte vom St-Lorenz-Strom die Haike und ich uns jeweils ausdrucken lassen. Haike möchte diese Karte gerne von unserem Kapitän signieren lassen und ihrem Enkel mitbringen, der bisher unsere Reise aufmerksam auf allen ihm zur Verfügung stehenden Kanälen verfolgt hat.
Dann geht es weiter Richtung ST.MAURICE NATIONAL PARK. Wir hatten dieses Ziel auf der gestern gekauften Michelin Straßenkarte ausgemacht, da es der am nächsten zu Quebec gelegene Park schien, trotzdem sind es fast 150 km bis wir den Parkeingang erreichen. Schon auf dem Weg geniessen wir die abwechslungsreiche Landschaft, bunte Wälder und riesige landwirtschaftliche Flächen liegen beiderseits des Highways. Bei einer kurzen Kaffee Pause bei Tim Hortons müssen wir feststellen, dass die Verriegelung unseres geparkten Autos nicht zu funktionieren scheint. Petra bleibt zur Sicherheit beim Wagen, zumal es ihr heute wirklich nicht gut geht.
Nachdem wir aus unerfindlichen Gründen zum Tarif für Einheimische in den Park eingelassen werden, begeben wir uns auf eine 62 km lange Rundfahrt an diversen Aussichtspunkten vorbei durch den wunderbar farbenfrohen Park. Wir scheinen genau den richtigen Moment erwischt zu haben, um den Indian Summer in seiner ganzen Farbenpracht zu erleben. Für morgen ist Regen und Wind angesagt, der dem Schauspiel der bunten Blätter wohl ein jähes Ende setzen wird.
Wir erfreuen uns an den ständig wechselnden Ausblicken auf der kurvigen Panoramastraße und nehmen auch gerne die oft 200-300 Meter langen Fusswege zu den diversen Aussichtspunkten über die vielen Seen in Kauf. Petra bleibt dabei aus zuvor genannten Gründen im Auto. Die Hauptsaison ist jetzt wohl schon lange vorbei und es haben sich nur ein paar andere Touristen hier hin verirrt, so dass wir die Landschaft in aller Ruhe geniessen können.
Auf dem Rückweg führt uns das Navi über einen anderen Weg, der sich zwar als Abkürzung erweist aber kilometerlang über eine unbefestigte Schotterstraße führt. So sehen wir noch mehr vom intensiv landwirtschaftlich genutzten Teil Kanadas.
Nach Einbruch der Dunkelheit erreiche wir wieder Quebec, Hier stellen wir das Auto im Parkhaus direkt in der Nähe der QM2 ab und bemerken erfreut, dass jetzt die Verriegelung des Fahrzeugs plötzlich funktioniert und wir es beruhigt für diese Nacht hier abstellen können.
Eigentlich wollten wir heute Abend an Land zu Abend essen, aber leider lässt sich kein Tisch in einem von uns ausgewählten Restaurants reservieren. Alles ist aus gebucht, wohl auch weil heute die EUROPA und noch 4 andere Kreuzfahrtschiffe in QUEBEC angekommen sind.
So beschliessen wir den Abend in gemütlicher Runde im KINGS COURT Selbstbedienungsrestaurant an Bord. Heute Abend ist hier das Speisenangebot etwas besser als an den Abenden vorher, trotzdem sind wir ein klein bisschen enttäuscht über die hier oben angebotenen Gerichte. Wir hatten aber heute alle keine Lust mehr, uns fürs Restaurant schick zu machen.
Bei strahlendem Sonnenschein ist die Einfahrt nach Quebec und das Festmachen direkt unterhalb des berühmten CHATEAU FRONTENAC, dem Wahrzeichen von Quebec und gleichzeitig ein berühmtes 5 Sterne Hotel, ein ganz besonderes Erlebnis.
Petra und ich wollen heute die Altstadt ein wenig zu Fuß erkunden. Doch zuerst suche ich die HERTZ Autovermietung auf, um für morgen einen Wagen zu reservieren.
Nachdem wir den steilen Aufstieg in die Oberstadt geschafft haben, finden wir uns in einem quirligen Geschäftsviertel wieder. Hier finden wir eine bunte Mischung aus Restaurants, Cafés, Souvenirläden und schicken Geschäften. Auf unserem Weg zum CHATEAU FRONTENAC gibt es viele schöne gepflegt alte Häuser zu sehen, man fühlt sich eher wie in Europa und nicht in Nordamerika.
Auf dem Platz vor dem Eingang zum Schoß und Hotel ruhen wir uns erst einmal ein Paar Minuten aus und beobachten das lebhafte Geschehen um uns herum. Jeder Quebec-Tourist will wohl einmal hier oben herumlaufen. Eigentlich wollten wir im Fairmont Hotel ausruhen und etwas trinken, aber schon in der imposanten Eingangshalle ist so viel los, dass wir nur dem Hotel-Boutique einen kurzen Besuch abstatten. Ja, ich habe auch hier ein T-Shirt gekauft, aber zusätzlich haben wir uns mit einem praktischen Taschenschirm versorgt, da für übermorgen sehr schlechtes Wetter angekündigt ist.
Auf der großzügigen Promenade vor dem Schloß genehmigen wir uns ein leckeres Eis und erfreuen uns am Ausblick auf den St.-Lorenz-Strom und die zu unseren Füßen liegende QM2.
Mit dem Schrägaufzug geht es dann innerhalb von 45 Sekunden für 5$ pro Person steil hinab in die Unterstadt und zurück zum Schiff.
Am Abend geniesse ich die phantastische Aussicht vom Schiff auf die Altstadt von QUEBEC mit dem hell erleuchteten CHATEAU FRONTENAC, dass die ganze Stadt überragt.
Petra hat sich wohl in den letzten Tagen erkältet und zieht es vor, an Bord zu bleiben.
Ich hatte mir gestern per Tripadviser ein E-Bike für 3 Stunden reserviert. Am Kai werde ich freundlich von einer Gruppe Einheimischer in historischen Kostümen begrüßt, die mich zuerst zu einem Schlückchen leckeren Heidelbeersaft einladen und dann eine Scheibe von einem Birkenholzstamm absägen lassen, die ich mit einem Begrüßungsstempel von Saguenay versehen als Souvenir behalten darf.
Jetzt kann ich mein gestern gebuchtes E-Bike übernehmen, es wird mir kurz erklärt und dann darf ich in den nächsten drei Stunden die Gegend auf eigene Faust erkunden.
Es gibt hier einen schön ausgebauten Radweg, der am Wasser entlang von einem zum anderen Ende der Bucht führt und immer wieder schöne Ausblicke auf den Hafen und den Ort ermöglicht. Nach einer Stunde ist der Radwegen beiden Richtungen abgefahren und ich erkunde ein wenig das Hinterland.
Nach dem Besuch einer Käserei, wo ich mich mit einem Getränk versorge, geht es zu einer kleinen Marina, von der man einen tollen Blick auf die Queen Mary 2 auf der andern Seite der Bucht hat. In der Nähe des Ufers hat sich eine riesige Kolonie Gänse auf dem Wasser niedergelassen. Immer wieder steigen mit lautem Gekreische Gruppen von Vögeln auf oder landen platschend auf dem Wasser. Ein tolles Schauspiel, das ich auch schon am frühen Morgen beim Einlaufen unseres Schiffes beobachten konnte.
Die Landstraße führt mich wieder in das Zentrum von Saguenay und plötzlich finde ich mich auf einer autobahnähnlich ausgebauten Straße wieder, zu der parallel ein Radweg verläuft, der allerdings durch eine hohe Betonschwelle von der Fahrbahn abgetrennt ist. Lautstark werde ich von einer mich überholenden Autofahrerin darauf hingewiesen, dass ich gefälligst den Radweg zu benutzen hätte. Ich hatte wohl die Zufahrt zum Radweg verpasst und kann jetzt auch nicht ohne den Verkehr zu behindern anhalten und mein Rad über die Betonschwelle heben. So muß ich halt ein paar hundert Meter verbotener Weise auf dem Highway fahren! Auf dem Rückweg benutze ich dann allerdings vorschriftsmäßig den Radweg.
Im Stadtzentrum wimmelt es von Touristen, da heute noch ein zweites Schiff angekommen ist. Der Ort selbst bietet kaum erwähnenswerte Sehenswürdigkeiten und die meisten Touristen tummeln sich in einer Einkaufsstraße mit wenigen Geschäften. Ich finde einen kleinen Laden, der handgemachte Souvenirs verkauft, die nicht in China hergestellt werden. Dort erstehe ich einen kleinen Blauwal aus Holz, den man als Kühlschrankmagneten oder als Lesezeichen nutzen kann.
Ich gebe das E-bike nach knapp drei Stunden mit knapp 32 km auf dem Tacho zurück.
Wieder an Bord müssen wir mehrmals die Balkontür schliessen, weil direkt neben dem Schiff mit ohrenbetäubenden Lärm ständig ein Helikopter zu kurzen Rundflügen über die bunt belaubten Wälder im Hinterland startet und landet.
Am Nachmittag werden wir dann von einigen jungen, bunt kostümierten Jongleuren und Einradfahrer auf dem Platz vor dem Cruise-Center unterhalten, die zu lauter Musik aus einem leistungsstarken Gettoblaster unsere ganze Aufmerksamkeit bekommen und für ihren unermüdlichen Einsatz bis zum Ablegen des Schiffes mit dem Beifall der Passagiere belohnt werden,
Leider findet unsere Ausfahrt aus dem Fjord von Saguenay genau wie die Einfahrt heute Morgen in tiefer Dunkelheit statt, so dass wir nur ahnen können, wie schön es hier zwischen den hunderte Metern hohen Felswänden ist, an denen wir sehr dicht vorbei fahren.
Für heute war ein Landgang in SEPT-ILES geplant. Die Sonne scheint vielversprechend. Beim Frühstück kommt zunächst eine Durchsage, dass sich das Anlegemanöver auf Grund des starken Windes (10 Bft !) sehr schwierig gestaltet und wir voraussichtlich erst verspätet an Land kommen.
Kurze Zeit späte meldet sich der Kapitän persönlich, entschuldigt sich bei den Passagieren und verkündet, dass auf Grund der Windverhältnisse ein Anlegen im Hafen aus Sicherheitsgründen heute nicht möglich ist. Da in unserem Reiseführer auch nur zwei Zeilen zu SEPT-ILES erwähnt waren, sind wir nicht böse, nochmals einen schönen Seetag zu erleben. Zunächst verlassen wir die Bucht von SEPT_ILES mit dem 40 Knoten starken Wind von achtern, so dass es vorne auf der QM2 fast windstill ist.
Ich kann heute ungestört an meinen Lieblingsorten auf dem Schiff fotografieren, während Petra auf Deck 12 einen sonnigen Platz im Windschatten gefunden und schaut dort interessiert den Shuffleboard Spielern zu.
Hier im ST. LORENZ Strom herrscht reger Schiffsverkehr und die QUEEN MARY2 muss sich jetzt erstmal in den planmäßigen Verkehr einordnen. Gegen Mittag nehmen wir dann Kurs auf unser nächstes Ziel SAGUENAY. Petra und ich verbringen viel Zeit im SIR SAMUELS, sie strickt und ich habe Zeit, meinen Reisebericht zu vervollständigen.
Heute haben wir (laut Aussage von Petra) den „lieben Gott einen guten Mann sein lassen“, uns am Heck auf Deck 7 ein paar bequeme Stühle zusammengestellt, die Sonne genossen, eiskalten Cider getrunken, gelesen, zwischendurch auf einen Liegestuhl umgestiegen, Petra und Haike beim Stricken zugeschaut, Musik (AnnenMaiKantereit und Sons of the East) gehört, ein Nickerchen gemacht, zwischendurch einen kleinen Imbiss geholt, uns gut mit Ina, Ranga und Heike unterhalten und so lange geblieben, bis der Schatten von den oberen Decks dafür sorgte, dass es uns dann doch zu kühl wurde.
Kurz um, ein perfekter Seetag!
Beim Abendessen vermissen wir unseren Kellner Vincent, der sich laut Auskunft seines Kollegen, „Vincent kaputt!“, am Fuß verletzt hat und auf unbestimmte Zeit ausfällt.
Das Abendessen schmeckt uns wieder ganz ausgezeichnet, wie fast jeden Abend auf dieser Reise.
Dichter Nebel empfängt uns am frühen Morgen in HALIFAX.
Um 8:30 treffen wir uns wie gestern verabredet mit Ina und Haike. Vor dem Cruise Terminal finden wir direkt ein Taxi und werden uns mit dem Taxifahrer schnell einig über den Preis einer Tour nach PEGGYs COVE. Nachdem wir uns am Geldautomaten mit kanadischen Dollars versorgt haben, verlassen wir HALIFAX vorbei an schmucken Holzhäusern und sind bald in der kanadischen Natur. Der Nebel lichtet sich langsam und wir werden durch traumhafte Ausblicke aufs Meer und die an Seen und Wäldern reiche Landschaft verwöhnt.
In PEGGIYs COVE werden wir von strahlendem Sonnenschein empfangen. Es sind noch nicht viele Touristenbusse eingetroffen und wir können in aller Ruhe zum malerischen Leuchtturm spazieren. Von der Musik eines unermüdlichen Dudelsackspielers begleitet, lassen wir diesen malerischen Ort auf uns wirken. Dauerhaft leben hier nur 32 Menschen aber als nach unserem Rundgang durch die hübschen Geschäfte immer mehr Busse eintreffen, sind wir doch sehr froh. so früh hier gewesen zu sein.
Auf der Rückfahrt nach HALIFAX legen wir noch ein paar Foto-Stops ein, um unter anderem auch die jetzt schon für Halloween phantasievoll geschmückten Häuser zu fotografieren.
In der Stadt angekommen verlassen uns Haike und Ina an der hoch über der Stadt liegenden Festung bevor uns der freundliche aus dem Kongo stammende Taxifahrer an der Hafenpromenade absetzt. Petra bekommt hier die Lobster-Roll. auf die sie sich schon lange gefreut hat und ich esse mich an dem kanadischen Nationalgericht Poutine (Fritten mit Bratensoße und Käse), mit Pulled Porc verfeinert, richtig satt. Ein Eis von COWS passt natürlich danach auch noch. Wir bringen unsere Einkäufe zunächst aufs Schiff und gehen dann aber noch einmal von Bord, um ein leckeres Bier im Sonnenschein zu geniessen. Nach einer netten Unterhaltung mit einem englischen Ehepaar kommen wir auch noch mit einem freundlichen Ehepaar aus Deutschland ins Gespräch, die zum ersten mal mit der QM2 unterwegs und auch ganz begeistert von diesem Schiff sind. Auf den Bierbänken vor einer Brauerei betrachten wir mit großem Vergnügen das geschäftige Treiben um uns herum. Heute ist ein Rekordtag für HALIFAX, es sind fünf Kreuzfahrtschiffe gleichzeitig im Hafen. Allerdings scheinen sich die damit verbundenen 6300 Passagiere so zu verteilen, dass wir nicht das Gefühl haben, dass es zu voll ist. Zumal sich scheinbar auch noch viele Einheimische mit ihren Hunden unter die Passanten gemischt haben um das herrliche Wetter zu geniessen, dass hier nicht so häufig ist.
Zum SAILAWAY treffen wir uns dann auf dem Achterdeck, nachdem ich für meinen Teil das Abendessen ausgelassen habe.
Die Abendsonne verschwindet im Dunst hinter der Stadt während wir langsam den Hafen von HALIFAX verlassen.
Bei stürmischer See geniessen wir die Zeit auf See zur Entspannung und fangen ein neues Puzzle an.
Wir freuen uns am Abend, dass die am Nebentisch sitzenden Amerikaner die Sache mit dem Gala-Abend verstanden haben und im schicken Anzug bzw. Im eleganten Kleid zum Dinner erscheinen und nicht wie am gestrigen Abend im T-Shirt ihre Extra Portion Pommes zu sich nehmen. Wir haben viel Spaß mit unseren Kellnern und unserem Sommelier zumal wir den prominenten Tisch im BRITANIA RESTAURANT jetzt auch für den zweiten Abschnitt der Reise dauerhaft behalten können.
Für 4:00 Uhr morgens ist die Durchfahrt unter der Verrazano Narrows Bridge angekündigt. Als ich um 3:35Uhr an Deck ankam war die Brücke schon in Sicht und ich konnte gerade zu dem von mir gestern ausgekundschafteten Punkt rennen, um die Fotos zu machen, die ich mir gestern überlegt hatte.
Es regnet in Strömen und es weht ein scharfer böiger Wind. Trotzdem bin ich zufrieden mit meiner Ausbeute und gehe zurück zu Petra in die gemütlich gewärmte Kabine.
Nach dem Frühstück müssen wir die Prozedur der US Einwanderungsbehörde über uns ergehen lassen. Wir kommen überraschend schnell durch und Petra verabschiedet sich von mir, weil sie bei diesem Sauwetter lieber auf dem Schiff bleiben will und dankenswerter Weise im Waschsalon unseren Vorrat an frischer Wäsche aufstocken möchte. Dazu später mehr!
Gabriele, Arthur und ich wollen mit einem Taxi nach Manhattan in eine Ausstellung von Edward Hopper. Leider kommt sehr lange kein einziges Taxi zur mittlerweile sehr langen Warteschlange am Taxistand. Neben uns wartet Iris Berben ungeduldig auf ihren Transfer zum Flughafen. Schliesslich kommt ein Taxifahrer zu Fuß(!) und fragt uns, ob wir bereit wären, ein paar Schritte zu seinem Taxi mitzukommen, da die Zufahrt zum Cruise Terminal wegen Überflutung gesperrt sei. Kurzerhand entschliessen wir uns mit einem anderen deutschen Ehepaar, sein Angebot anzunehmen. Durch den strömenden Regen und durch teilweise knöcheltiefe Pfützen folgen wir ihm im Laufschritt zu seinem zwei Blocks vor dem Cruise Terminal geparkten Taxi.
Nachdem er uns den aktuellen Uber-Fahrpreis von 200 $ ( normaler Taxipreis 89 $ !) für die Fahrt nach Downtown Manhattan auf seinem Handy gezeigt hat, willigen wir nach kurzer Absprache ein, schliesslich sind 40$ pro Person immer noch günstiger als der günstigste auf dem Schiff buchbare Ausflug für heute.
Leider stecken wir nach ein paar Minuten im Stau fest. Wir haben die Befürchtung, dass wir nicht zum Museum kommen, geschweige denn rechtzeitig zur Abfahrt des Schiffes zurück.
Also lassen wir uns an der BROOKLYN BRIDGE absetzen, zahlen dem Fahrer 150$ (für uns 5 Personen zusammen natürlich (!). Ganz schön happig für 20 Minuten Taxifahrt aber der arme Kerl kann wohl wegen des Verkehrschaos´ heute kaum mehr etwas verdienen) und versuchen ein Cafe zu finden, in dem wir trocken sitzen und uns aufwärmen können.
Leider haben alle umliegenden Etablissements wegen des „Tropical Storms“ geschlossen, bis auf einen Laden, der verschiedene Substanzen zum Rauchen anbietet, der aber wirklich gar nicht unseren Vorstellungen entspricht. Glücklicherweise sind wir in der Nähe eines Fähranlegers, an dem nach 50 Minuten Wartezeit im Regen eine Fähre ankommt, die uns für 4$ pro Person zurück zum Cruise Center in Brooklyn bringt.
Dort müssen wir feststellen, dass fast alle 1500 Passagiere, die heute auschecken, wegen der fehlenden Taxi-Transport Möglichkeiten auf die Fähre wollen, um doch zum Flughafen oder sonst irgendwie nach Hause zu kommen.
i
Im Terminal Gebäude angekommen warten wir 10 Minuten bis sich das Tor zur Gangway öffnet, da alle Passagiere die QM2 verlassen mussten um die Einwanderungsprozedur zu durchlaufen und erst jetzt, drei Stunden nachdem wir das Schiff verlassen hatten, wieder zurück an Bord gehen können. Die arme Petra musste auch diese ganze Zeit hier warten, allerdings im Trockenen!
Wieder an Bord erfahren wir durch die Lautsprecher-Ansage des Kapitäns, dass sich auf Grund der Witterungsverhältnisse, dem damit verbundenen Chaos beim Einchecken der neu an Bord kommenden Passagiere und dem vermutlich deutlich verspäteten Eintreffen der wenigen früh gestarteten Ausflugsbusse unsere Abfahrt aus NEW York um fünf Stunden bis 23:00 Uhr verzögern wird.
Die Passagiere, die jetzt an Bord sind, müssten allerdings trotzdem bis 16:00 Uhr wieder auf dem Schiff sein. So stellen wir uns auf einen weiteren gemütlichen Tag auf der QM2 ein und nutzen und kümmern uns um unsere Wäsche.
Kurz vor 7:00 sind wir wieder im Fitnessstudio. Ich habe jetzt einen Persönlichen Trainer: Petra erklärt mir, wie ich die diversen Foltergerät optimal benutzten soll. Ich kannte ja bisher nur Elipsentrainer, Radfahren und mein Rudergerät. Ich hoffe, dass ich die morgendlichen Trainingseinheiten die ganze Reise durchhalte. Allerdings hat sich kurz nach dem Duschen mein immens starker innerer Schweinehund bei mir gemeldet und mich davor gewarnt, dass mir bei konsequentem Training nach der Reise weder meine Hemden noch meine Anzüge passen.
Durch die frühe Einnahme einer horizontalen Position konnte ich die stürmische Nacht sehr gut ertragen. Da die Uhr wieder eine Stunde zurückgestellt wurde, waren Petra und ich schon um 6:30 im Fitnessstudio. Hier sind schicke neue Geräte installiert. Während ich auf dem Fahrradtrainer durch die Lavendelfelder der Provence geradelt bin, kamen von Petra immer wieder entzückte Ausrufe „Da waren wir auch!“, weil auf ihrem Bildschirm eine Fahrradfahrt durch Rom gezeigt wurde.
Um 11:00 gab es dann im vollbesetzten ILLUMINATIONS ein Gespräch mit Iris Berben und dem NDR Journalisten Stephan Fritsche. Die 73-Jährige (aus der Entfernung kaum zu glauben!) hat sehr unterhaltsam auf die teils doch etwas langweiligen Fragen geantwortet, so dass die vorgesehen 60 Minuten für dieses Gespräch nicht nur mir viel zu kurz erschienen.
Anschliessend haben wir uns mit Arthur und Gabriele im SIR SAMUELS zu einem Cappuccino getroffen. Es gibt sehr viel zu erzählen, seit wir uns 2019 getroffen haben.
Wir haben dann unser angefangenes Gespräch auf später vertagt, da uns allen der Magen knurrte.
Am Nebentisch konnte Petra Iris Berben aus der Nähe betrachten und liess dann später bei allem Respekt die vermutlich von geschickten Chirurgen vorbildlich gespannte Gesichtshaut nicht unkommentiert.
Nach dem gestrigen Abend schlafen wir erstmal gründlich aus, zumal die Uhr heute Nacht wieder eine Stunde zurück gestellt werden musste. Die QM2 hat versucht in der Nacht einen durchziehenden Hurrikan zu umfahren, allerdings spüren wir heute noch deutlich die Ausläufer dieses Sturmtiefs. Bei strahlendem Sonnenschein können wir unseren Balkon geniessen, doch der starke Seegang ist doch so deutlich spürbar, wie ich es noch nie auf diesem Schiff erlebt habe.
Zur Mittagszeit besuche ich einen englischsprachigen Vortrag von einem älteren Herrn aus NEW YORK mit dem vielversprechenden aber wenig haltendem Thema: „Zu Fuß vom Batterytpark über den Broadway in die Bronx“. Theoretisch weiss ich jetzt an welchen U-Bahn Stationen ich aussteigen muss, um interessante Gebäude zu sehen.
Zur Teatime treffen wir uns mit Dietmar und Hiltrud um uns ein bisschen über die Zeit nach unserer gemeinsamen Karibik-Tour auszutauschen. Die Höhe der Wellen nimmt weiter zu, was durch die Fenster des QUEENSROOMS gut zu beobachten ist. Bis zum Abend sind nicht nur die Wellen auf über 7 Meter gestiegen sondern auch meine leichte Übelkeit. Daher habe ich ein erholsamen frühes zu Bett gehen dem Abendessen vorgezogen.
Nach leckerem Frühstück in der CARINTHIA Lounge (überbackenes Bagel mit Schwarzwälder Schinken und Käse, Pyttipanna Bratkartoffeln mit Spiegelei, Joghurt und Schokocroissant) mischen wir uns unter das deutschsprachige Publikum der „zeitgleich“ mit unserer Reise stattfindenden ZEIT-REISE nach Québec . Im voll besetzten (!) ILLUMINATIONS Saal bin ich begeistert von der ersten Lesung von Harald Martenstein, der sehr unterhaltsam aus seinen Kolumnen aus der ZEIT vorträgt. Ich werde im Laufe der Reise versuchen, heraus zu finden, wie viele ZEIT-REISENDE tatsächlich an Bord sind und kann gar nicht fassen, wie voll das Auditorium heute mit Zuschauern war, die der deutschen Sprache mächtig sind.
Nach dem Vortrag erfahren wir über die Durchsage an Bord, dass der Kapitän versuchen wird, die Ausläufer eines Hurrikans zu umfahren. Vorsichtshalber wird das abendliche Showprogramm von einer Tanzvorführung auf eine Gesangsdarbietung geändert. Die Passagiere werden aufgefordert, auf einen sicheren Stand zu achten und möglichst die vorhandenen Geländer zu benutzen, da gegen Abend starker Seegang mit Wellen von bis zu 6 Metern Höhe erwartet wird.
Petra gönnt sich heute einen geruhsamen Tag an Bord und geniesst den Sonnenschein auf einem bequemen Deckchair. Ich lasse mich vom Shuttlebus in die Innenstadt bringen. Hier finde ich, nachdem ich vergeblich 4 verschiedenen Herrenausstatter aufgesucht habe, doch noch den Ersatz für meinen zu Hause vergessenen Kummer Bund. Damit ist meine Abendgarderobe nun auch komplett.
Zum Abendessen bekommen wir einen wunderbaren Tisch direkt in der Mitte des BRITANNIA Restaurants zugewiesen, den wir hoffentlich so schnell nicht mehr hergeben müssen.
Der erste Tag an Bord wird sowohl von mir als auch von Petra zur Entspannung nach den letzten arbeitsreichen Tagen zu Hause genutzt.