Darwin empfängt uns mit tropischer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Der Bus für unseren Tagesausflug ist allerdings gut klimatisiert, kein Kühlschrank, wie es sich die amerikanischen Gäste wohl eher wünschen. Schnell haben wir Darwin Richtung Süden verlassen. Unser Tourguide weist uns noch auf das lokale Krankenhaus hin, in dem zur Zeit eine Quarantäne Station eingerichtet wird. Diese soll unter anderm die schon seit längerer Zeit in Japan auf einem Kreuzfahrtschiff festgehaltenen australischen Passagiere aufnehmen. Nach einer eineinhalb stündigen Busfahrt halten wir kurz bei einem Rastplatz am Eingang des Lichfield Nationalparks. Hier hatte ein Australier vor ein paar Jahren eine Autopanne. Anstatt sein nicht mehr reparables Gefährt für teures Geld verschrotten zu lassen, machte er an Ort und Stelle ein Cafe auf, und betreibt jetzt hier im Umkreis von 60 km die einzige Einkehrmöglichkeit. Mittlerweile ist ein weitläufiger Campingplatz angeschlossen und das schrottreife Auto steht mit Blumen und allem möglichen Kitsch dekoriert vor dem Cafe. Der komfortable Bus fährt weiter durch die grüne, mit lichtem Baumbestand beschattete Graslandschaft und wir entdecken immer mehr leuchtend rote Termitenhügel zwischen den Bäumen. Ein einzelnes Wallabi steht verträumt am Straßenrand, ich habe leider die Kamera nicht schnell genug schußbereit. Schliesslich stoppen wir an einem weiteren touristischen Highlight. Neben der hier laut unserem Tourguide für 1 Million australische Dollars errichteten umweltfreundlichen Toilettenanlage gibt es mehrere bis zu 4 Meter hohe Termitenbauten zu bestaunen, die auch noch von fleissigen Termitenvölkern weiter ausgebaut werden. Auf der anderen Seite des Parkplatzes befinden sich eine Graslandschaft, die sich bis zum Horizont erstreckt. Hier finden sich extrem schmale Termitenbauten , die in Längsrichtung alle zum magnetischen Nordpol hin ausgerichtet sind. Diese Bauweise ermöglicht im Inneren der Bauten ein optimales Klima für die rastlosen Insekten, da zur Mittagszeit die extreme Sonneneinstrahlung nur an der sehr schmalen Südseite auftrifft. Diese merkwürdig flachen Gebilde sind auf einer riesigen Fläche, deren Ende sowohl in Nord- als auch in Süd-Richtung mit dem Auge nicht zu erkennen ist. Irgendwie sieht das für mich aus wie die Markierung einer Landebahn für Ausserirdische. Aber vielleicht habe ich heute auch schon etwas zu viel Sonne abbekommen!
Auf dem Parkplatz werden wir direkt neben unserem Bus noch auf einen verkohlten Baumstumpf hingewiesen. Die Gegend hier hat auf Grund des sehr eisenhaltigen Bodens die weltweit höchste Gewitter und Blitzhäufigkeit. Wir können sehr froh sein, dass wir in der momentanen feuchten Jahreszeit einen so herrlich sonnigen Tag erwischt haben. Später werden wir erfahren, dass unser zweitägiger Aufenthalt in den Northern Territories und in Darwin genau zwischen zwei Schlechtwetter-Fronten mit heftigen Cyclonen lag.
Nach ein paar Klometern erreichen wir dann eine nur für Busreisen eingerichtete Station und bekommen im Schatten eines großen Wellblechdaches unser Lunch Buffet serviert. Nach dieser erfrischenden Rast besteigen wir den Bus für eine kurze Fahrt zu unserem eigentlichen Ziel: den Wasserfällen im Lichfield Park. Auf den Fotos im Reiseführer waren fröhlich plantschende Menschen in den natürlichen Seen unterhalb der Wasserfälle zu sehen. Daher hatten wir in freudiger Erwartung unsere Badesachen mitgenommen. Leider waren diese natürlichen Pools aber bei unsere Ankunft gesperrt, weil einige Krokodile dort ihr hungriges Unwesen trieben. So blieb uns nach der ersten Enttäuschung nur ein Blick auf diese herrlichen Wasserfälle. Dann wieder zurück in den Bus, ein paar Kilometer Fahrt bis zu dem nächsten Wasserfall. Hier stürzt sich das Wasser über 150 Meter in die Tiefe und wir haben von diversen Aussichtsplattformen einen großartigen Ausblick auf den Wasserfall und die unter uns liegende Tiefebene.
Die Rückfahrt auf der gleichen Strecke gestaltet sich etwas eintönig, zumal wir trotz intensiver Ausschau kein Känguru zu sehen bekommen.
Nach 9 Stunden sind wir wieder froh an Bord der Queen Mary 2 zu sein.
Da wir aber heute über Nacht hier in Darwin bleiben, beschliessen wir zusammen mit Annegret und Oliver aus dem Sauerland heute Abend an Land zu essen. Schnell ist an der Waterfront dank Google ein passendes Restaurant mit Blick auf die QM2 im Licht der untergehenden Sonnen gefunden. Wir schlemmen ein 4 Gang Menu nach Art des Hauses. Das Hauptgericht enthält auch eine australische Spezialität: gegrillten Schweinebauch. Da dieser sich nicht abbestellen lässt und die knusprige Kruste sehr sehr appetitlich aussieht, wage ich mich als einziger unsere Vierergruppe an die verlockende Kruste, die sensationell schmeckt. Es kostet mich eine Menge Überzeugungsarbeit, bis sich meine Tischgenossen zum Probieren entschliessen. Sie sind dann genauso begeistert wie ich. Der ganze Abend wird perfekt abgerundet durch die blonde Bedienung, die ursprünglich aus Dänemark stammt und mit ihrer freundlichen Art sehr zum Gelingen dieses tollen Abends beigetragen hat. Auf dem Fussweg zurück zum Schiff bestaunen wir ein beeindruckendes Lichtkunstwerk, das bestehend aus mit Wasser und farbigen LEDs bestückten Einweg-Plastikflaschen entlang der Waterfront als eine von Mehreren Kunst-Stationen installiert wurde.
Den nächsten Morgen wollen wir auf eigene Faust in Darwin verbringen. Wir haben von unserem Somalier Alexander eine Weinempfehlung (MATUA Souvignong Blanc aus Neu Seeland) bekommen, der weder auf dem Schiff noch in Europa erhältlich ist. Vor dem Empfangsgebäude am Hafen warten 2 Taxis. Da ein Fahrer mit einem potentiellen Fahrgast verhandelt, fragen wir den anderen Taxifahrer, ob er uns in die Stadt und zu einem Weinladen bringen könnte. Wir werden uns schnell einig, doch dann ruft der andere Taxifahrer, er wäre zu erst an der Reihe. Offensichtlich hatte der potentielle Fahrgast keine Lust, bei ihm einzusteigen. Wir wollen jeden Stress vermeiden und steigen dann bei ihm ein. Das Taxi stinkt nach kaltem Zigarettenqualm, der Fahrer ist total unfreundlich und er bringt uns in der Innenstadt in die Nähe der Stelle, an der auch der kostenlose Shuttle Bus vom Schiff hält. Diese 10 Australischen Dollar sind bisher die einzige Fehlinvestition auf dieser Reise! Nachdem Petra ihren morgendlichen Cappuccino und ich ein leckeres Croissant mit Zimtfüllung in einem netten kleinen Straßencafé genossen haben, finden wir allerdings ein Paar nette Geschäfte, in denen wir dem Konsumrausch nicht widerstehen können. Zuerst geht es in einen wohlsortierten Souvenirladen, wo wir diverse Mitbringsel erstehen. Petra findet in einer Boutique eine sehr schicke Hose und ich ein kurzärmliges Hemd (made in Fiji). Beim weiteren Bummeln entdecken wir in einer alten Lagerhalle einen Laden der unter anderm handgemachte Klamotten mit eigenem Design verkauft. Während Petra verschiedene sommerliche Hosen anprobiert, unterhalte ich mich mit der sehr netten Ladenbesitzerin. Sie erzählt, dass sie den Laden erst vor ein paar Wochen aufgemacht hat, vorher ihre Kollektionen nur über eine kleine Internetplattform verkauft hat und die Gelegenheit genutzt hat für kleines Geld (keine Klimaanlage) dieses Ladenlokal zu mieten und jetzt hier ihr Glück versucht. Ich erwerbe ein T-shirt, auf dem ein Baby mit verzerrtem Gesicht zu sehen ist. Es handelt sich um das Foto des Enkels der Ladenbesitzerin, der gerade zum ersten mal in eine saure Zitrone gebissen hat. Diese Gesicht passt perfekt zum ursprünglich chinesischen Namen der Lagehalle („gesalzene Trocken-Pflaumen“, eine chinesische Spezialität, die ich auch probieren durfte und auch bei mir ein entsprechend verzerrtes Gesicht hinterließ). In einem Outdoorladen finde ich dann auch noch eine perfekt passende kurze Hose und wir steigen gegen Mittag schwer mit Einkaufstüten bepackt in den Shuttlebus zum Schiff.
Nach einem kurzen Imbiss auf dem Schiff machen wir uns in der Mittagshitze zu Fuß auf den Weg zum anderen Ende der Hafenmole. Hier befindet sich das ROYAL FLYING DOCTORS Museum. Die Ausstellung zeigt neben einem Film über die Bombardierung Darwins im zweiten Weltkrieg durch die Japaner (den wir uns allerdings nicht angehen haben), eine beeindruckende Präsentation der Geschichte und der Tätigkeiten der fliegenden Doktoren, die Patienten bis ins entlegenste Outback versorgen.
Da wir den Weg durch die glühend heiße Sonne zurück zum Schiff scheuen, sind wir froh, dass gerade ein Taxi vor dem Museum vorfährt um einen Fahrgast aussteigen zu lassen. Wir fragen den Fahrer ob er uns zurück zum Schiff, aber vorher noch zu einem Weinladen bringen könnte. Dadurch machen wir die einmalige Erfahrung, in einem Drive In Spirituosen-Geschäft einzukaufen. Tatsächlich ist der von uns gewünschte Wein vorrätig und wir erstehen einen 6er Karton, der uns eisgekühlt ins Auto gebracht wird. Ich reiche dem Verkäufer ohne selbst auszusteigen meine Kreditkarte und habe so bequem meinen geplanten Einkauf erledigt. Der Wein schmeckt uns in den folgenden Tagen übrigens hervorragend auf unserm Balkon. Zwei Flaschen bekommt unser Somalier Alexander als Dank für die Super Bedienung und den tollen Tip. Auf der Rückfahrt erzählen wir unserem Taxifahrer unser Erlebnis mit den beiden Fahrern vom Morgen. Er, den wir bis dahin nur von hinten gesehen haben, dreht sich um, lächelt uns an, und sagt „The first driver was me!“ Wir erkennen ihn jetzt wieder, lachen gemeinsam herzlich und sind froh, dass wir mit Ihm die Rückfahrt zum Schiff geniessen können.
Kommentar schreiben