Jetzt haben wir uns eine Erholungspause verdient. Meine Erkältung klingt zwar langsam ab, dafür hat es Petra um so heftiger erwischt. Wir verbringen dank des perfekten Room-Services (auch mit Cappuccino für Petra!) viel Zeit in unserer gemütlichen Kabine. In Ermangelung einer Alternative (RTL ist hier an Bord das einzige deutschsprachige TV-Programm, und das kann ich mir trotz mehrfacher ernstgemeinter Versuche wirklich nicht antun!!!) habe ich Sport24 als meinen Lieblingssender entdeckt. Das Angebot reicht hier von Golf, der Premier League über Liveübertragungen von Bundesligaspielen bis zu einer ausserordentlich detaillierten Berichterstattung über die Australian Open, die wir beide jetzt gespannt mit Daumendrücken für Alexander Zwerenz verfolgen.
Außerdem verkürzen spannende Vorträge in deutscher und englischer Sprache die Tage auf See. Frau Dr. Dachs, eine Professorin der Jerusalemer Universität gibt uns in Vorträgen und in der täglichen Gesprächsrunde der ZEIT-Reisenden interessante Einblicke in die politischen Zusammenhänge und das Alltagsleben im Nahen Osten. Ein Schwerpunkt bei den englischen Vorträgen liegt im Bereich der Astronomie. Ich besuche eine spannende Lesung über das Entstehen und Vergehen von Sternen und geniesse im Anschluss eine Demonstration des Winterhimmels im bordeigenen Planetarium.
Auf Deck ist es trotz traumhaften Sonnenschein in den ersten Tagen bei Windstärken von bis zu 9 Beaufort zu windig um mehr als eine Runde auf dem Promenadendeck zu laufen.
An Bord gelten jetzt verschärfte Sicherheitsmassnahmen, bis wir den kritischen Streckenabschnitt zwischen Somalia und dem Jemen hinter uns lassen. Zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sind alle Aussendecks gesperrt. Wir werden angehalten, die Vorhänge in unseren Kabinen geschlossen zu halten. Alle Aussenfenster , die nicht mit Vorhängen oder Rollos verdunkelt werden können, sind kurzfristig mit schwarzer Folie abgeklebt, damit wir von möglichen Piratenangriffen unbemerkt durch dieses Seegebiet fahren können. Vorsorglich sind die Feuerwehrschläuche mit Wasserwerfern an den Aussenrelingen verbunden, um potentielle Enterversuche mit Wasserdruck zu unterbinden. Es sind auch ein paar mit automatischen Waffen bestückte Sicherheitskräfte an Bord gekommen, die sich aber sehr unauffällig verhalten und vor Dubai wieder unser Schiff verlassen werden. Die auf den oberen Decks installierten Nachtsichtgeräte geben uns ein zusätzliches Gefühl, dass man hier auf das Schlimmste vorbereitet ist.
Unsere Reise verläuft aber bis auf einen umplanmäßigen nächtlichen Stop an der Südküste Omans, bei der ein schwer erkrankter Passagier an Land gebracht werden musste, ohne weitere Zwischenfälle. Die Queen Mary 2 fährt jetzt nur ein ganz wenig schneller, um die dadurch verlorenen Zeit wieder aufzuholen.
Am letzten Seetag vor unserer Ankunft in Dubai hat der starke von den Wüsten Saudi Arabiens kommende Wind nachgelassen und Petra kann endlich unseren sonnenbeschienen Balkon geniessen. Heute Vormittag wurden die deutschsprachigen Gäste zu einem Frühschoppen eingeladen. Hier wird alles aufgefahren, was auf einem englischen Schiff für typisch deutsch gilt: Sauerkraut mit Würstchen, Frikadellen, Currywurst, Erdinger Weissbier aber auch Wiener Schnitzel, Gulasch mit Rotkohl und Kartoffelklößen und Kaiserschmarren mit Pflaumen Kompott. Das Ganze begleitet von schmissiger Marschmusik. Zum Glück wurde die Musikuntermalung pünktlich zur Mittagsdurchsage des Kapitäns abgestellt. Den ZEIT-Film über Gräfin Döhnhoff lasse ich zu Gunsten eines gepflegten Mittagsschlafes ausfallen.
Heute Nachmittag ist schon die Hälfte unserer ZEIT-Reise um und die ZEIT-Reiseleitung lädt zum Bergfest an der Poolbar des Achterdecks ein.
Am letzten Seetag bekommen wir am späten Nachmittag eine britische Fregatte zur Begleitung. Der dort stationierte Hubschrauber nutzt die Gunst der Stunde um mit waghalsigen Flugmanövern einen Werbefilm für die britische Marine mit Blick auf die Fregatte und die Queen Mary 2 zu drehen.
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Wolfgang (Mittwoch, 29 Januar 2020 22:12)
Hätte nicht gedacht, dass Piraten auch für ein so großes Schiff eine ernste Bedrohung darstellen können. Aber bekanntlich ist Porzellan ja die Mutter der Vorsehung (oder so ähnlich ).
Ina (Donnerstag, 30 Januar 2020 09:11)
Hallo Ihr Lieben, nun habt ihr die Piratenpassage unbeschadet hinter Euch gebracht. Hattet Ihr trotz Sicherheitsmaßnahmen manchmal ein mulmiges Gefühl? Sigi hat sich mit Interesse die Fregatte angeschaut und zu dem Wasserbild meinte er nur „ da bläst es aber ordentlich „ Das Foto ist ein Lieblingsbild. Liebe Grüße ina&sigi
Ulrike (Donnerstag, 30 Januar 2020 17:37)
Gute Besserung für Dich, Petra und für Dich, Gustav auch. Gesunde Luft habt ihr ja en masse und werdet bestimmt bald wieder obenauf sein. Ich mache mir nur ein wenig Sorgen wegen der Reise nach China....... Hoffen wir das Beste und gute Weiterreise mit noch vielen schönen Fotos, wie die z. B. aus Israel. Liebe Grüße Ulrike